Die Entdeckung des antiken HELIKE / ELIKI
Text von Dr. Dora Katsonopoulou (Helike Gesellschaft Athen) & Steven Soter (American Museum of Natutal History, New York)
Januar 2002
The Discovery of the Ancient Helike
In einer Winternacht des Jahres 373 v.Chr. zerstoerte und ueberflutete ein katastrophales Erdbeben und Tsunami die Hafenstadt Helike / Eliki bei Aegion / Egion , die fuehrende Stadt an der Suedwestkueste des Golf von Korinth. Helike wurde in der Bronzezeit gegruendet und sein Poseidon-Heiligtum war in der antiken Welt wohlbekannt. (Katsonopoulou 1999). Helike fuehrte die 12 Staedte des ersten Achaiischen Bundes und gruendete Kolonien wie Priene in Kleinasien und Sybaris in Sueditalien. Die dramatische Zerstoerung von Helike wurde ausfuehrlich von griechischen und roemischen Autoren diskutiert (sie Beitrag dazu) und mag Platon zu seinem Atlantis-Mythos inspiriert haben. (Diese These wird jedoch heftig angezweifelt. Historiker vermuten vielmehr, dass es Troja war, die Platon mit Atlantis gemeint hat. Anmerkung des Autors) Ungefaehr 150 Jahre nach dem Disaster besuchte Eratosthenes die Gegend und berichtete, dass eine Bronzestatue des Poseidon in einem "poros" stand und nicht ungefaehrlich fuer die Fischer und ihre Netze sei. Der Begriff "poros" wird gewoehnlich mit "Ebene" uebersetzt, aber Dr. Katsonopoulou (1995) interpretierte es als eine Inland-Lagune. Dies sollte der Schluessel fuer das Verstaendnis der Katastrophe sein. Ungefaehr 174 v.Chr. besuchte der Reisende Pausanias eine Kuestenregion, die immer noch Helike genannt wurde und ca. 7 km suedlich Aegion lag (siehe Karten der Photo-Seite)) und berichtete, dass die Mauern der alten Stadt immer noch unter der Wasseroeberflaeche sichtbar seien. Spaeter jedoch waren alle Spuren von Helike verloren. 1861 besuchten deutsche Archaeologen die Region und fanden eine Bronzemuenze von Helike, welche den Kopf des Poseidon in feinem klassischen Stil zeigt. Die antiken Berichte vermitteln den Eindruck, dass die Spuren von Helike durch fortwaehrenden menschlichen Einfluss verschwunden sind. Archaeologen indes hofften, dass diese Staette eine Art "Zeitkapsel" der Antike sei, aehnlich einem Schiffswrack im Meer, nur dass es sich hier um eine komplette Hafenstadt handelte. Spyridon Marinatos (1960) nahm an, dass die Staette viele antike Bronzen und Marmorstatuen der antiken Bildhauer beherbergen koennte. 1988 starteten wir das "Helike-Project" um die genaue Lage der Stadt festzustellen. Als ersten Schritt engagierten wir Paul Kronfield um einen systematischen Sidescan und ein Unterwasser-Sonar der Kuestenregion suedoestlich Aegion durchzufuehren. Die Sonarbilder zeigten Zerstoerungen der kuerzlichen Erdbeben aber keine Hinweise auf eine Stadt oberhalb oder unterhalb des Meeresbodens. Dementsprechend verlegten wir die Suche in Richtung der angrenzenden Kuestenebene. Nach dem Erdbeben, dass Helike zerstoerte, konnte das ueberflutete Land durchaus wieder eine trockene Ebene geworden sein. Und zwar durch die Sediment-Ablagerungen der beiden Fluesse, aber auch durch die tektonische Anhebung des Erdoeberflaeche, die hier seit Jahrtausenden stattfindet (Sloter 1998). Seit 1991 haben wir 95 Bohrloecher in der Kuestenebene gebohrt, alle in einem Umkreis von 10 qkm. Wir fanden viele antike Keramik-Fragmente in den abgelagerten Sedimentschichten zwischen den Fluessen Selinous und Kerynites. (Siehe Abbildungen)Diese Fragmente wurden oftmals in Schichten von nahe unter der Erdoberflaeche bis zu 15 m Tiefe gefunden. Wir konnten einige dieser Siedlungszeitraeume datieren, die aus der byzantinischen, roemischen, griechischen Epoche aber auch aus der Bronzezeit und dem Neolithikum stammen. 1994 fuehrten wir zusammen mit der Universitaet Patras eine Magnetometer-Untersuchung in der Mitte der Ebene durch, welche die Umrisse eines Gebaeudes zeigte. 1995 gruben wir an dieser Fundstelle (bekannt als "Klonis-Site", siehe "K" in der Abbildung) und brachten ein grosses roemisches Gebaeude ans Tageslicht (Abb.) mit 2 m hohen Mauern. Neben roemischen Funden kamen auch Fundstuecke von Keramik aus Mykene zum Vorschein. Die Schichten der Antike und der Bronzezeit liegen unter dieser Schicht. Im Sommer des Jahres 2000 wurden etliche Versuchgrabungen durchgefuehrt, die auf den Ergebnissen der Bohrungen sowie des Bodenradars basierten. Dabei wurden ein byzantinisches Gebaeude und ein Friedhof freigelegt, eine massive griechische Mauer, ein roemischer Friedhof, eine grosse Menge antiker Keramik-Fragmente sowie die Fundamente von Gebaeuden der vor-antiken Periode, die im Meeresschlamm lagen. Im Sommer 2001 wurde die elfte und erfolgreichste Grabung durchgefuehrt. Diese Arbeit brachte eindeutige Hinweise auf die Lage des antiken Helike und seiner praehistorischen Vorlaeufer. Wir fanden auch die roemische Hauptstrasse dieser Region. Die bedeutendsten FUNDE 2001 waren folgende:
KLASSISCHE EPOCHE
Signifikante Spuren antiker Gebaeude in 3 m Tiefe unter dicken Ablagerungen der Lagune. Die Funde belegen, dass es sich um "reiche" Haeuser gehandelt hat. Eine Fundstelle barg Keramik aus der Epoche des 4 Jahrhunderts v.Chr. Ferner Terrakotta-Figurinen und Silbermuenzen aus Sikyon in hervorragendem Erhaltungszustand. Unter anderem eine Darstellung des Apollon mit Lorbeerkranz, die Rueckseite zeigt eine fliegende Taube. Die Mikrofauna in den Sedimentschichten legt nahe, dass die Inland-Lagune (poros) die Reste von Helike unter sich begraben hat.
FRUEHE BRONZEZEIT
Eine sehr signifikante und unerwartete Entdeckung war die einer ausgedehnten und gut erhaltenen fruehgriechischen (EH III) Kuestensiedlung. Die erste, die jemals in Achaia gefunden wurde! Sie liegt in der Rizomylos-Region, ungefaehr 1 km von der heutigen Kueste entfernt in ca. 4 m Tiefe. Wir fanden Fundamente rechteckiger Gebaeude zu beiden Seiten gepflasterter Wege. Es wurden auch Vasen und Haushaltsgeraete gefunden. Von herausragender Bedeutung ist der Fund einer "Depas amphikypellon"-Tasse, die erste die auf der Nord-Peloponnes gefunden wurde.
REFERENZ:
Dr. Dora Katsonopoulou, 1995, Helike. Archaiologia 54, Seite 40-45. Dr. Dora Katsonopoulou, 1998, Klonis Field. Ancient Helike and Aigialeia. Proceedings of the Second International Conference. Athen. Dr. Dora Katsonopoulou,1999, Mycenaean Helike. In "Meletemata:Studies in Aegean Archaeology presented to M. Wiener, Aegaeum 20. S. Marinatos, 1960, Helice: a submerges town of Classical Greece. Archaeology 13.
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Die Lage des antiken Helike zwischen Aegion & Diakofto.
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